Hof-Marlin

Wir bieten Jugendlichen aus der EU Lebens-/ Wohn- und Ausbildungsmöglichkeit in einem interkulturellen Hofprojekt im Landkreis Lüchow-Dannenberg (genannt Wendland) in Niedersachsen.

„Jugenderwerbslosigkeit gehört derzeit zu den großen Herausforderungen der EU: Rund 5,7 Millionen Jugendliche sind Anfang 2013 in der EU arbeitslos – das sind mehr als 23 Prozent. In einigen Ländern wie Griechenland oder Spanien ist mehr als jeder zweite Jugendliche ohne Job. In Deutschland ist die Situation dagegen eine andere: Hier suchen viele Betriebe Auszubildende und viele Stellen bleiben unbesetzt.“ (ESF)

Hinter diesen Zahlen verbirgt sich individuelle Not und Perspektivlosigkeit von vielen Jugendlichen in europäischen Staaten und zugleich ein folgenreicher Stillstand in der Entwicklung in manchen Regionen unseres Landes. Diese Zahlen verweisen aber auch auf eine Chance, Ausbildungsmöglichkeiten für bildungswillige Jugendliche in jenen Gebieten Deutschlands zu schaffen, in denen Auszubildende dringend gesucht werden.
Das Wendland ist ein solches Gebiet. Es gilt als strukturschwache ländliche Region. Hier junge, bildungswillige ausländische Jugendliche aufzunehmen könnte wichtige Impulse für die weitere Regionalentwicklung schaffen.

Lern-und Lebensort

Nach bisherigen Erfahrungen drohen Ausbildungen mit ausländischen Jugendlichen häufig an persönlichen Problemen (wie Heimweh, Isolation, Kontaktarmut und kulturelle Differenzen) zu scheitern. Solche Probleme entstehen nicht nur an den Lernorten (Schule und Betrieb), sondern in besonderem Maße auch neben und nach der Arbeit. Die Abbruchquote ließe sich verringern, wenn auch das Leben außerhalb der Ausbildung zufriedenstellend und sozial einbindend gestaltet werden kann.
Und hier liegt der Schwerpunkt von MARLIN. Das Projekt konzentriert sich nicht allein auf die die Sicherung der Lernorte (Betrieb, Schule, Weiterbildung), sondern legt besonderen Wert auf die lebendige Organisation der Lebensorte (Wohnung, Freizeit, kulturelle Region) und gestaltet diese erfahrungs- und erlebnisreich.
Es kann bei längerem Aufenthalt nicht nur darum gehen, Unterkünfte und die Grundversorgung der Jugendlichen zu sichern. Der auszuwählende Ort müsste selbstbestimmtes Handeln ermöglichen, die Kommunikation in der Gruppe und die Begegnung mit dem sozialen und kulturellen Umfeld ermöglichen. Es sollte ein Lebensort sein, der mit seinen alltäglichen Aufgaben und erfüllenden Beschäftigungen und gemeinschaftlichen Tätigkeiten eine interkulturelle Wohngemeinschaft bildet.

Für die o.g. vielfältigen Anforderungen an den Wohnort stellt der Verein „Tu Was e.V.“ eine Hofstelle im Nachbardorf Marlin zur Verfügung, die in fast idealer Weise geeignet ist. Es ist hinreichend Raum vorhanden, um gemeinsame Ess- und Aufenthaltsräume, Freizeit- und Sportangebote zu organisieren, eine kleine Landwirtschaft zu betreiben oder Werkstätten oder Ateliers einzurichten. Eine Einliegerwohnung schafft Platz für eine Familie oder für qualifizierte Personen, die sich um die Belange kümmern, die mit dem Ausbildungsplatz (Eingliederung, Mobilität, etc.), dem Schulort (individuelle Hilfen, den Lernstoff zu bewältigen) und den Lebensort (Freizeitgestaltung, gemeinsame Ausflüge) zusammenhängen.

Nach den Erfahrungen von Unternehmen, die bereits mit Auszubildenden arbeiten (z.B. nach dem MobiPro-EU Richtlinien), stellt das erforderliche berufsbezogene Sprachniveau das größte Hindernis dar.

Zusammen mit den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Lüchow ist die Idee entstanden, vor Beginn der eigentlichen Ausbildung ein Vorschaltjahr in Form eines schulischen Berufsvorbereitungsjahres (BVJ) einzurichten, um bessere berufsbezogene praktische Erfahrungen zu sammeln und besonders das Erlernen der deutschen Sprache zu ermöglichen.

Die Entscheidung für einen bestimmten Beruf in einem bestimmten Betrieb findet also erst nach einer gründlichen Kennenlernphase statt. Der Lernort ist überwiegend die Berufsschule in Lüchow, besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Die Finanzierung der Aufenthaltskosten kann über Zuschüsse nach dem BAföG erfolgen.