Bürgerschützenverein Gemen 1470 e.V.

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Der Bürgerschützenverein wird nachweislich das erste mal 1470 erwähnt. Aus dieser Zeit ist noch heute ein Schützenschild im Besitz des Vereins. Die Geschichte des Vereins ist eng mit der Geschichte des kleinen Ortes und der Jugendburg Gemen verbunden. Ehe Gemen, bestehend aus Gemen-Stadt und Gemen-Kirchspiel, 1969 nach der Kommunalreform Borken eingemeindet wurde, war es eine Gemeinde mit ca. 4.500 Einwohnern auf einer Fläche von ca. 2.100 ha.
Der eigentliche Ursprung Gemens verliert sich im Dunkel der Geschichte. Von dem Dynastengeschlecht der Herren von Gemen, die vermutlich von der Familie Widukinds abstammen, wissen wir nur, dass sie seit spätestens 1092 die Vogteirechte über das olitisch bedeutsame Vredener Damenstift in erheblichem Besitz hatten. In dieser Zeit gehörte das westliche Münsterland fast völlig zum Stiftsbesitz. Obwohl die Vögte sich erst seit 1108 Herren von Gemen nennen, ist anzunehmen, dass die Burggründung von Gemen als einer der Wohnplätze der Vögte in das 9. oder 10. Jahrhundert fallen könnte.

Burg und Freiheit

Die Burg ist der eigentliche Ausgangspunkt des Ortes Gemen; Burg und Freigrafschaft werden 1274 zum erstenmal urkundlich erwähnt.
Mit den Auseinandersetzungen zwischen Papst und den deutschen Kaiser änderten sich im 12. Jahrhundert die Macht- und Besitzverhältnisse in Mitteleuropa grundlegend, so dass u. a. die Bischöfe von Münster auch weltliche Landesherren dieser Region wurden. Dabei gelang es den Herren von Gemen, ihre eigene Herrschaft nicht nur zu retten, sondern zu vergrößern und unabhängig zu halten, indem sie die strategisch günstige Lage Gemens zwischen den neu entstandenen Machtblöcken nutzten. So trug um 1250 Goswin von Gemen seine Burg dem Grafen von Kleve als Lehen auf. Damit gelang es den Herren von Gemen, ihre Reichsunmittelbarkeit zu bewahren, die erst 1806 enden sollte.
Zur Zeit Goswins hatten die Herren von Gemen bereits den Burgsitz im wasserreichen Aatal zu einer Ringburg, wie sie seit dem 12. Jahrhundert als Verteidigungsanlage üblich war, ausgebaut. Diese durch eine Grabung 1972 entdeckte Anlage könnte die Nachfolgerin einer früheren Turmhügelburg bzw. "Motte" gewesen sein. Eine komplett ausgebaute Burganlage mit Haupt- und Vorburginsel wird 1280 urkundlich genannt; sie bestimmt bis heute die gebaute Burganlage. Von ihren Türmen ist bis heute der Bergfried, der Ballturm, erhalten.
Im 13. Jahrhundert war die vor der Burg liegende Siedlung aus Burgmannen, Handwerkern und Hörigen schon auf die Größe des heutigen Ortskerns gewachsen. Sie war schon zu dieser Zeit eine echte "Freiheit", weil sie 1273 als eigener Rechtsbezirk beurkundet wird. Als Freiheit wird seit dem Mittelalter ein Ort bezeichnet, der aus dem Rechtsbezirk der Landesherrschaft ausgegliedert wird und damit einen besonderen Rechtsstatus besitzt. Die merkwürdig anmutenden Bezeichnungen "Oberste" und "Niederste" Freiheit sind dort ebenfalls bezeugt. Obwohl es nur wenige Nachrichten über die Bewohner der Freiheit im Mittelalter gibt, weiß man, dass sie spätestens im 15. Jahrhundert eine Schützengilde ausbildeten, um sich in unruhigen Zeiten vor Überfällen, Mord und Plünderungen zu schützen.

Daran erinnert die Gemener Schützenkette mit der Taube und dem Wappenschild von 1470.

Dieses zeigt Reliefs der hl. Märtyrer Fabian und Sebastian, die als Patrone der Gemener Kapelle genannt werden. Denn schon vor 1373 war in der Freiheit eine Kapelle errichtet worden, die der Mutterkirche in Borken unterstand. Sie diente bis zu ihrem Abbruch 1824 zuletzt der luterischen Gemeinde als Gotteshaus.


Aufstieg unter Heinrich III. von Gemen

Geschickte Heiratspolitik, politische Klugheit und wirtschaftliche Tatkraft sicherten den Herren von Gemen in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts große Erfolge. Durch siegreiche Fehden mit den Nachbarn erhielten sie die Pfandschaft zum Beispiel über die Gerichte von Borken und Ramsdorf. Heinrich III erhielt 1370 bei der Erbteilung die Herrschaft Gemen. Seine Einkünfte aus den Diensten für den Bischof Otto von Münster und für die Herzöge von Geldern verwandte er zum Ausbau der alten Gemenschen Stammgüter, zum Erwerb zahlreicher Bauernerben, Zehnten und Lehen in den benachbarten Bauernschaften. Das Vredensche Vogteilehen wurde durch Kauf sein freies Eigentum; seine Finanzgeschäfte und eine kluge Heirat verschafften ihm eine solche Machtfülle, wie sie noch kein Herr von Gemen erreicht hatte: 44 Höfe erwarb er in den Kirchspielen Gescher, Velen, Südlohn, Rhede, Weseke, Ramsdorf und Raesfeld. Er wurde Rat der Herzöge von Geldern; der Bischof ernannte ihn zum Amtmann "uppen Braem".
1380 verpfändete der Bischof von Münster Burg Oeding an Gemen und 1388 erhielt Heinrich III durch den Herzog von Geldern Burg, Amt und Herrlichkeit Bredevoort als Pfand, Gebiete, die in den nahen Niederlanden liegen.
Als Zeichen seiner Macht baute er die Wasserburg bis 1411 weiter aus. Die damals entstandenen Gebäude der Hauptburg sind zwar im Barock modernisiert, aber bis heute erhalten. Ein teilweise erhaltener Inschriftenstein nenne Heinrich III und seine Ehefrau Katharina von Bronkhorst als Bauherren.

Die Erben Heinrich III.

Der Sohn Heinrichs III, Johann II, überragte seinen Vater noch an politischem Geschick, durch das er weiteren politischen Einfluß erwerben konnte, so die Pfandschaft über das Vest Recklinghausen. Zu seiner Zeit wurde Gemen 1431 als "reichsunmittelbare und reichsstündische Herrschaft" bestätigt, also nicht dem Spruch und Recht des jeweiligen Landesherrn, des Bischofs von Münster, unterworfen.
Doch mit dem Sohn und Nachfolger Johanns II, Heinrich IV, begann der Abstieg der Herren von Gemen. Aus seiner Ehe mit Anna, der Erbin von Wevelinghoven, gingen nur zwei Töchter hervor, von denen die zweite Tochter, Cordula oder Karda, nach einer kinderlosen Ehe den Grafen Johann IV von Holstein-Schaumburg heiratete. Damit war das Geschlecht der Herren von Gemen im Mannesstamme erloschen.

Die Zeit der Reformation

Von wesentlicher Bedeutung für die Geschichte Gemens ist der Kölner Erzbischof Adolf XIII und ein weiterer Enkel Cordulas, Otto IV, der in zweiter Ehe 1558 eine Tochter des Herzogs Ernst zu Braunschweig-Lüdinghausen, Elisabeth-Ursula, ehelichte. Unter dem Einfluß des Schwiegervaters und seiner Frau trat Otto IV zum Protestantismus über, was zur Folge hatte, dass gemäß des Augsburger Religionsfriedens von 1555 der Landesherr den konfessionellen Stand seiner Untertanen bestimmte. So folgte auch sein Bruder Jobst II, Begründer der Gemener Nebenlinie der Grafen von Holstein-Schaumburg, seiner Entscheidung, wie auch alle Einwohner Gemens mit Ausnahme einer Familie, die weiterhin dem alten Glauben anhing. Durch die Parteinahme Jobstens im Freiheitskampf der Niederländer gegen Spanien bedrohte Herzog Alba seine Herrschaft und plünderte Gemen 1568. Seiner Witwe, Elisabeth Gräfin von Palandt-Culemborg, hinterließ Jobst eine völlig zerrüttete Herrschaft, da er in den Kriegen des Kaisers ohne Erfolg und Gewinn seine Kraft verzehrt hatte.
Die Einführung der Reformation hatte wie kein zweites historisches Ereignis die Gemener Geschichte geprägt, denn aus ihr ging das Miteinander aller Bekenntnisse hervor, deren Geschicke bis ins 20. Jahrhundert die europäische Religionsgeschichte widerspiegeln.
Nachdem der Enkel Jobstens II, Jobst-Hermann, 1635 unverehelicht gestorben war, kam es zu Erbauseinandersetzungen der Familien Holstein-Schaumburg und Limburg-Styrum. In diesem Erbfolgestreit war die Schwester der Mutter, Gräfin Agnes von Limburg-Styrum, Äbtissin von Vreden, erfolgreich. Sie trat den Besitz an ihren Neffen, den Grafen Hermann-Otto I von Limburg-Styrum ab, der ein wohlhabender Mann und als Generalleutnant der Kavallerie im Dienst der Generalstaaten ein erfolgreicher Kriegsmann war. Sein Erbe wurde 1644 sein zweiter Sohn, Graf Adolf-Ernst, der nach seiner Heirat mit Gräfin Isabella, Tochter des Feldmarschalls Graf Alexander von Velen zu Raesfeld, in Gemen residierte. Er verfocht erfolgreich seine Unabhängigkeit gegenüber dem Fürstbischof von Münster. Auch versuchte er, seine Gemener Untertanen wieder zum katholischen Glauben zurückzuführen, indem er Kapuziner aus Borken predigen ließ.
Um diese Zeit gab es unter den evangelischen Christen in Gemen bereits zwei Richtungen, die der Reformierten und der Lutheraner - dazu kam, die sich langsam wieder aufbauende katholische Gemeinde, die von den Herren auf Schloß Gemen, den Grafen von Limburg-Styrum und ihren Rechtsnachfolgern weiter gefördert wurde.
Die Katholiken nutzten mit dem Lutheranern das Gotteshaus in der Freiheit, bis ihnen in der Kapelle der neu zu errichtenden Franziskanerresidenz eine kirchliche Heimstatt entstand. Die Reformierten bauten außerhalb des Fleckens Gemen, an der Straße nach Borken, ab 1703 ein eigenes Gotteshaus. Nach der Union beider Gemeinden im Jahre 1818 steht es für die unierte evangelische Gemeinde von Gemen zur Verfügung. War die Gemener katholische Gemeinde bis zum Übertritt zum Protestantismus unter Borkener Jurisdiktion, so wechselten in den folgenden Jahren die rechtlichen Zuständigkeiten, bis 1845 ein Provisorium mit einem Pfarrverwalter eingerichtet und 1892 Gemen förmlich zur Pfarre erhoben wurde.

Das Schloß im 18. und 19. Jahrhundert

Das 18. Jahrhundert begann für Gemen mit dem Erfolg, dass der schon Jahrzehnte dauernde Prozeß um die Reichsunmittelbarkeit am 15. September 1700 zugunsten Gemens entschieden wurde. Der derzeitige Herr zu Gemen, Otto II, Graf von Limburg-Styrum, war erfolgreicher Offizier im münsterischen Heer wie in kaiserlichen Diensten. Er war verheiratet mit seiner Cousine Charlotte Amalie, Gräfin von Velen und Megen zu Raesfeld. Er vollendete den Um- und Ausbau der mittelalterlichen Burg Gemen zu einem Schloß. Während des Spanischen Erbfolgekrieges wurde er in der Nähe von Donauwörth 1704 tödlich verwundet. Sein Sohn Otto Ernst Leopold, ebenfalls in kaiserlichen Diensten, wurde Nachfolger als Herr zu Gemen, ferner erbte er über seinen Großvater Alexander IV, Graf von Velen zu Raesfeld, die Herrschaft Raesfeld.
Da die nachfolgenden Erben kaum oder gar nicht in Gemen weilten, verkam d
s Schloß, bis der Erbe, Reichsfreiherr Aloys von Boineburg-Bömelberg zu Erolsheim in Schwaben, 1801 von der Herrschaft Besitz nahm. Bei der Säkularisation des Fürstbistums Münster 1802/03 blieb Gemen an den Fürsten von Salm-Kyrburg und wurde auf dem Wiener Kongreß 1815 mit dem Hochstift Münster Preußen zugesprochen. Der Reichsfreiherr von Bömelberg wurde als Besitzer einer ehemals reichsfreien Herrschaft Standesherr.Im Jahre 1822 kaufte die Familie von Landsberg-Velen die Herrschaft Gemen mit Raesfeld. Das Schloß wurde wieder als Wohnsitz genutzt, neuer Grundbesitz wurde durch Kauf erworben. Den 2. Weltkrieg überstand die Schloßanlage ohne wesentlichen Schaden. Die Erben verpachteten 1946 das Schloß und die umliegenden Verwaltungsgebäude an die Diözese Münster, die hier eine Jugendburg errichtete. Durch diese Nutzung wurde Gemen weit über die engeren Grenzen, durch internationale Jugendtreffen sogar über nationale Grenzen hinweg, weltweit bekannt.

Die katholische Marienkirche

Die Bemühungen der Witwe des Hermann Otto von Limburg-Styrum, Amalie Charlotte, den Katholiken in Gemen ein Gotteshaus zu ermöglichen, führten 1705 - 1708 zum Bau einer Kapelle. Diese wurde zwischen 1719 und 1721 zu einer Franziskanerresidenz ausgebaut, die meist nicht mehr als fünf Patres und einige Laienbrüder umfaßte.
Mit der Fertigstellung der Fassade 1756 war die Klosteranlage, wie sie sich heute noch darstellt, vollendet. Seit der Säkularisation 1812 dient die Kirche dem Gemeindegottesdienst, das Kloster heute als Altenerholungsheim.
Bemerkenswert ist die im münsterländischen Barock gestaltete Fassade, in harmonischem Zusammenspiel von rotem Backstein und gelbem Sandstein. Entsprechend der Dreierstufung der Fenster sind die Figuren angeordnet: Antonius von Padua mit dem Jesuskind, Johannes Nepumuk mit dem Kruzifix und Maria Immaculata als Patronin der Kirche. Im Giebelabschluß erscheint das Auge Gottes.
In der Kirche bietet sich ein überwältigender barocker Raumeindruck. Die auf die Originalfarbigkeit zurückgehende Raumfassung mit den Marmorierungen zieht alle Details zu einem einheitlichen Gesamtbild zusammen, sie ist ein wesentliches Merkmal des Barockstils. So ist es auf den ersten Blick nicht zu erkennen, dass fast alle Details einschließlich des Gewölbes aus Holz sind.
In dem einschiffigen tonnengewölbten Kirchenraum bilden die beiden Seitenaltäre die Trennung zwischen dem einstigen Kloster- und Laienbereich. Sie verdecken das erhaltengebliebene Chorgestühl. Die Kreuzigungsgruppe des Hochaltars wird flankiert von den Allegorien Glaube und Hoffnung, Gottvater und Heiliger Geist im Altargiebel bilden mit dem gekreuzigten Christus die Dreieinigkeit. Auf dem Tabernakel soll das Lamm mit den sieben Siegeln aus der Geheimen Offenbarung die Gläubigen an das Jüngste Gericht erinnern.
Der rechte Seitenaltar ist franziskanischen Heiligen mit den Bildern der Vision des heiligen Antonius von Padua, dem das Jesuskind erscheint, und der Stigmatisation des heiligen Franziskus von Assisi, gewidmet. Der linke Seitenaltar zeigt den heiligen Joseph und die Verkündigung Mariens. An der Kreuzauffindung Christi erinnert die Figur der heiligen Helena, die der heiligen Felizitas dokumentiert die enge Verbindung Gemens mit Vreden, wo sie besondere Verehrung genoß. Die Figuren im Kirchenschiff stammen bis auf die der Madonna aus der Barockzeit.
Der barocke Orgelprospekt auf der alten Orgelempore wurde vor einigen Jahren angekauft, um die Stileinheit der Kirche wiederherzustellen. Der Taufstein stammt aus dem Jahre 1720, die Kanzel, wohl aus einer anderen Kirche übernommen, aus der Zeit um 1600. Von den Klosterräumen ist die 1730 erbaute Sakristei mit ihrer Ausstattung besonders eindrucksvoll.

Die evangelische Johanneskirche

Außerhalb der alten Freiheit ist der 1703 errichtete Kirchenbau gelegen. Mit seinem Kuppelturm sollte er Akzent einer größer geplanten, städtisch wirkenden Erweiterung Gemens sein. Doch da sich im 18. Jahrhundert in Gemen keine wirtschaftliche Blüte einstellen wollte, wurden hier nur wenige Häuser erbaut. Der rechteckige Grundriß folgt einem für evangelische Kirchenbauten im Bergischen Land und am unteren Niederrhein im 17. Jahrhundert entwickelten Typus.
Nach dem Zusammenschluß der Lutheraner und Reformierten 1818 wurde sie zur einzigen evangelischen Kirche in Gemen, weil die lutherische Kirche in der Freiheit 1823 wegen Baufälligkeit abgerissen worden war.
Die Ausstattung der lutherischen Kirche wurde übernommen. So ist das älteste Stück der Ausstattung der steinerne Altar mit den fünf Weihekreuzen auf der Platte. Er ist in das Mittelalter zu datieren und somit als ursprünglicher Altar aus der Kapelle in der Freiheit anzusehen. Aus Respekt vor der örtlichen kirchlichen Tradition übernahm man ihn für den Gottesdienst. Der Taufstein mit dem gräflichen Wappen und der Jahreszahl 1564 ist dagegen ein Zeugnis für die Reformation und für das Bestreben nach kirchlicher Eigenständigkeit, denn das Taufrecht war sichtbares Zeichen einer selbständigen Kirchengemeinde. Stilistisch ist der strenge achteckige Pokaltypus der Renaissance zuzuordnen.
Altar, Taufstein und Kanzel sind in typisch evangelischem Aufbau angeordnet. Das lutherische Bildprogramm der Kanzel mit den vier Evangelisten am Kanzelkorb und dem auferstandenen Christus auf dem Schalldeckel weist auf den Stil um 1600 hin. Sie steht in einer stuckierten klassizistischen Bogennische aus der Zeit der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit wurde auch die Flachdecke erneuert und der Orgelprospekt erweitert. Das alte Gestühl folgt in seiner Anordnung dem evangelischen Kirchenverständnis.
Seitlich des Altars liegen die Grabplatten von zwei reformierten Pastoren von Gemen. Aus der lutherischen Kirche stammen auch die drei großen Epitaphe an den Wänden: das mit der Ritterdarstellung erinnert an den 1581 verstorbenen Grafen Jobst II von Holstein-Schaumburg, wesentlicher Wegbereiter der Reformation in Gemen; seines Sohnes Heinrich (gest. 1597) wird durch die Wappenplatte mit dem Ahnennachweis gedacht, während in der knienden Beterin des dritten Steines an Elisabeth von Palandt-Culemborg, die Witwe Jobstens, erinnert wird.
Die Kirchenfenster mit ihren Wappenscheiben sind heute der bedeutendste Glasfensterzyklus des Barock in Westfalen. Der Verzicht auf religiöse Darstellungen entspricht reformierter Kirchenauffassung, die sparsame Farbigkeit ist Kennzeichen der Epoche. Hervorzuheben sind die beiden Fenster neben der Kanzel, gestiftet vom preußischen Königspaar Friedrich I (1712) und Sophie Luise (1708), die an die seit 1250 bestehende Lehnshoheit Kleves über Gemen erinnern, denn Rechtsnachfolger der Grafen von Kleve waren die Kurfürsten von Brandenburg, die späteren Könige von Preußen. Daher ließ Wilhelm II in 1897 diese Fenster restaurieren.
Auf der Nord- und Südseite gehen weitere Fenster auf Stiftungen zurück, so auf die der Fürstin Maria von Hessen aus dem Hause Wisch-Bronkhorst (1730), des Weseler Bierbrauer- und Bäckeramtes und der Schiffergilde (1710).

Die Burg in ihrer heutigen Gestalt

Die 1411 unter Heinrich III und Katharina Bronkhorst entstandenen Gebäude der Hauptburg waren in ihren Dimensionen so großzügig, dass sie bei allen späteren Umbauren das Maß bestimmten. In der Zeit der Holstein-Schaumburgischen Herrschaft wurde wohl 1571 der Uhrenturm im Hof zugefügt. Die heutige Gestalt als Schloßanlage erhielt die Burg um 1700 durch die Herren aus dem Hause Limburg-Styrum, zu einer Zeit, als feste Burgplätze durch die Entwicklung moderner Kriegstechnik für die Verteidigung nicht mehr erforderlich waren. Barock sind die große Zwiebelhaube des Bergfrieds (jetzt Ballturm), das Dach mit der Balustrade und das von den Löwen flankierte große Eingangsportal. Es führt in die reich stuckierten Festräume im Erdgeschoß, deren alte Ausstattung mit den offenen Kaminen zum großen Teil erhalten blieb.
Die heutige Vorburg entstand erst ab 1882, nachdem ein Brand 1865 die alten Gebäude vernichtet hatte. Ebenso wurde der heutige repräsentative Schloßzugang von der Coesfelder Straße angelegt, nachdem Jahrhunderte hindurch das Schloß bzw. die Burg nur durch die Freiheit zu erreichen war.
Schon 1273 sind die beiden durch das Gräftennetz entstandenen Inseln der Freiheit urkundlich bezeugt. Von der Burgbrücke gelangt man rechts durch das Prunkportal von 1688 auf die ehemalige Schloßgarteninsel (heutiger Garten des Altenerholungsheims), an die sich nach Süden die "Oberste Freiheit" anschließt und die heute nur noch als "Freiheit" bezeichnet wird. Sie wird auf der Nordseite durch das Klostergebäude und die ehemalige Apotheke geprägt, die aus dem 18. Jahrhundert stammen. Auf der Südseite stand gegenüber dem Schleusenturm die 1824 abgerissene Kapelle, um die herum von 1564 bis 1824 der Friedhof lag. Dicht gedrängt standen daneben die kleinen Anwesen der Bewohner der Freiheit, von denen nur das Haus Grave - Achter de Waake 13 - noch die Bauform dem 17. Jahrhunderts zeigt. Dank der einfühlsamen Restaurierung 1990 sind die bescheidenen Wohnverhältnisse vieler Bürger Gemens bis ins 20. Jahrhundert erkennbar geblieben. Auf die Befestigungsfunktion aller Häuser längs des Grabens zur "Niedersten Freiheit" - heute Holzplatz - weist das Torhaus mit seinen Schießscharten hin. Seine Fachwerkbauweise war seit dem Mittelalter üblich und wurde bei den anderen Häusern erst nach 1800 allmählich durch massives Backsteinmauerwerk verdrängt.
Ist der Zuschnitt der Hauptparzellen von "Oberster" und "Niederster Freiheit" winklig und verschoben, so zeigt die Neue Straße ein planvolles Besiedlungsbild. Sie wird, wie die Häuser bei der evangelischen Kirche, um 1700 angelegt worden sein, da sie im Bürgerbuch 1720 bereits erwähnt wird. Ihre geschlossene Zeilenbebauung förderte die Brandkatastrophe von 1864, der über 40 Häuser zum Opfer fielen. Beim Wiederaufbau hielt man sich an die alten Bauformen. Dieser Wiederaufbau beendet die Siedlungsgeschichte der alten Freiheit, denn schon war durch den Ausbau der Chaussee von Borken nach Ahaus, der heutigen Ahauser Straße, ein Einbruch in das geschlossene Ortsbild erfolgt.
Abschließend soll noch eine Rechtsbesonderheit des alten Gemen beschrieben werden: Als nach dem Wiener Kongreß 1815 mit der Neuordnung Europas auch der Staat Preußen begann seinen Besitz zu vermessen, taucht für den Ort Gemen zum ersten Mal die Bezeichnung "Gemen - Stadt" (nicht Stadt Gemen) auf, ohne dass man Gemen jemals Stadtrechte verliehen hatte. Für das bäuerliche Umland wählte man den Gemarkungsnamen "Gemen-Kirchspiel", obwohl die fast ausschließlich katholischen Bewohner der Bauernschaften Gemenwirthe und Gemenkrückling damals kirchenrechtlich noch zu Borken, Weseke und Ramsdorf gehörten, da Gemen noch keine eigene katholische Pfarrkirche hatte.

Auszug aus Gemen - Westfälische Kunststätten; mit freundlicher Genehmigung von Ursula Brebaum

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