Carneval Verein Entenbrüder

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Chronik der Entenbrüder
von Georg Becker
Zehn Enten, eine Rheinmühle, das Skatspielen, die Insel Kisselwörth und ein heftiges Gewitter, alle diese Begriffe hatten eine wichtige Bedeutung bei der Gründung des Carneval-Verein „Entenbrüder“ Nackenheim. Doch das Wieso und das Warum soll die Chronik des Einhundertelf Jahre alten Vereines darstellen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit wollen wir versuchen, wichtige Stationen des Geburtstagskindes aufzuzeichnen.
Drei junge, lustige Freunde, die Herren Johann Recht, Philipp Zahn und Mathias Bender ruderten an einem Samstag des Jahres 1899 zum Skatspielen zur Rheinmühle des Herren Konrad Recht. Nach dem Spielen sang man zu den Klängen eines Schifferklaviers lustige Weinlieder, trank einen guten Tropfen Nackenheimer Wein, und in dieser feuchtfröhlichen Stimmung bemerkte man nicht das Herannahen eines schlimmen, schweren Unwetters. Das heftige Gewitter machte eine Kahnfahrt zum linken Rheinufer unmöglich. Es gab nur eines, in guter Weinlaune bis zum frühen Sonntagmorgen weiterzumachen. Das Hochwasser, eine Folge des schrecklichen Unwetters, trieb zehn (leider keine elf) Enten von der Insel Kisselwörth orientierungslos stromabwärts bis nach Rüdesheim. Für den Inselbewohner war klar, die Enten wurden entwendet und als Diebe kommen nur die drei nächtlichen Zecher der Rheinmühle in Frage. Nach Anzeige erfolgte bei den drei Freunden eine Hausdurchsuchung, die jedoch nichts einbrachte. Um ihre Unschuld zu beweisen, ließen sie in der Presse eine Anzeige erscheinen. Bereits am nächsten Tage ging ein Telegramm mit folgendem Text ein: „Enten soeben eingefangen, morgen schick‘ ich sie retour.“ Aus Freude über den Beweis der Schuldlosigkeit ging man in das Gasthaus „Zum Rheinfels“ und gründete 1899 den Stammtisch der „Entenkleptomanisten“ mit dem Ziel für die Fassnachtszeit zu sparen. Beim Kampagnenbeginn 1900 hob man dann den Verein Entenbrüder Nackenheim als Carneval- und Sparverein aus der Taufe.
Den drei Skatfreunden schlossen sich spontan die Herren Franz Bernard II., Johann Pauly, Heinrich Sans II., Simon Stauder, Karl Specht und Josef Zimmermann an. In den ersten Vorstand wurden gewählt: 1.Vorsitzender Philipp Zahn, Kassierer Josef Recht und Schriftführer Johann Pauly. Im Gasthaus „Zum Rheinfels“ fand dann der erste öffentliche karnevalistische Abend statt. Wie beliebt und erfolgreich der Verein Entenbrüder war, beweisen die monatlichen Mitgliederzusammenkünfte im Gründungslokal. Auch von den Nackenheimer Bewohnern wurde der Verein begeistert aufgenommen. So konnte von 1901 bis 1911 eine große Zahl Sitzungen, Maskenbälle und Umzüge durchgeführt werden.
Das 11jährige Bestehen wurde unter der Mitwirkung vieler Brudervereine im Gasthaus „ Zur Krone“ gefeiert.
An Fassnacht 1914 fand die vorerst letzte Saalfassnacht statt, allerdings veranstaltete man am Weihnachtsfeiertag 1914 im Saalbau „Zum Schiff“ ein Wohltätigkeitskonzert zu Gunsten der Nackenheimer Kriegsteilnehmer. Der Erlös reichte um, im Januar 1915, einhundert Päckchen mit Liebes- und Erinnerungsgaben zu packen und an alle Soldaten und Kriegsgefangenen aus Nackenheim zu senden. Trotz des Weltkrieges von 1914 bis 1918 schrieben die Entenbrüder das Wort Einigkeit auf ihr Banner, denn alle Mitglieder die irgendwie konnten, kamen zu den Monatstreffen in die Gaststätte „Zum Rheinfels“. Erst 1922 konnte und durfte der Verein wieder in die Öffentlichkeit treten. 130 Mitglieder stark feierte man, unter Beteiligung aller Nackenheimer Ortsvereine und vieler Brudervereine, an Pfingsten 1925 den Fünfundzwanzig Jahre alten Verein Entenbrüder, verbunden mit der Weihe der ersten Vereinsfahne. Das Fest wurde begeistert aufgenommen, und der Name Entenbrüder wurde über die Ortsgrenzen hinaus bekannt. Die Bäume sollten nicht in den Himmel wachsen, denn das karnevalistische Leben erhielt erneut einen Dämpfer. Der Krieg 1939/45 zwang die Entenbrüder das Vereinsleben einzustellen. Nach Überwindung großer Schwierigkeiten setzte sich die närrische Tradition, gepaart mit Nackenheimer Fröhlichkeit und rheinhessischem Humor, durch und am 26.07.1947 fand im Vereinslokal die Wiedergründungsversammlung statt. Nun ging es stets bergauf. Viele Bürger, die der Krieg nach Nackenheim verschlagen hatte, schlossen sich dem CVE an und gaben ihm einen kraftvollen Auftrieb. So konnte 1948 bereits eine Sitzung, drei Maskenbälle und ein Umzug durchgeführt werden. 1949 waren es schon 2 Sitzungen, vier Maskenbälle und erstmals ein Kinderfest mit dem Kinderprinzenpaar Hella Zimmermann und Bernd Sans.
Das goldene Jubiläum 1950 war ein Volltreffer. Abordnungen fast aller närrischen Vereine aus Mainz und Umgebung kamen zu der großen Geburtstagsveranstaltung und bewiesen, dass die Entenbrüder auch über die Ortsgrenzen hinaus viele Freunde und Anhänger haben. Erfreulich war auch, dass die beiden Jubiläumsprunksitzungen fast ausschließlich mit eigenen Kräften gestaltet wurden. Noch im Jubiläumsjahr beschloss der CVE die Gleichberechtigung voranzubringen und plante für das Jahr 1951 ein Damenkomitee. Somit hatten die Entenbrüder als einer der ersten Vereine die Frauen für den Elferrat entdeckt. Wenn sich auch das Damenkomitee nicht auf Dauer halten konnte, haben dennoch die Frauen des Vereines in verschiedenen Gruppierungen, sei es als Entenschwestern, Komiteefrauen etc. den CVE unterstützt bis sich dann am 18.10.1978 die Entenschwestern neu formierten und bis heute im Vereinsleben nicht mehr wegzudenken sind. Übrigens, seit 1998 gibt es wieder ein Damenkomitee.
Die erfolgreiche Kampagne 1950 bildete zugleich den Auftakt für die kommenden Jahre. Stetiger Aufwärtstrend der Nackenheimer Saalfassnacht führte den CVE mit an die Spitze der rheinhessischen Karnevalvereine. Auch die Ostspolitiker erkannten, Nackenheim hat einen Teil seines Bekanntheitsgrades dem guten Ruf der Entenbrüder zu verdanken. In diesem Bewusstsein entschloss sich 1954 der Ostsbürgermeister, Herr Richard Bauer, dem närrischen Elferrat symbolisch über die tollen Tage die „Regierungsgewalt“ über die fünfte Jahreszeit zu übergeben. Mit Blasmusik zog man am Fassnachtssamstag zur Schlüsselübergabe in das Rathaus. Diese Tradition hat sich bis heute erhalten.
Das Jahr 1972, in dem der Ort Nackenheim die 1200jährige Wiederkehr der ersten urkundlichen Erwähnung feierte, nahm der CVE zum Anlass die erste Ordensmatinee, verbunden mit einer festlichen Weinprobe, zu veranstalten. Prominente Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft verhalfen dem CVE von nun an zu glanzvollen Auftakten in die närrischen Saisonen. Hervorzuheben ist die Matinee 1987 bei der das Lied „Wir sind die Entenbrüder“ (Musik Dr. Hanns F. Marker, Text D.W. Grossmann, Gesang Hans Schneider) aus der Taufe gehoben wurde.
Das Bestreben der Entenbrüder, das hohe Niveau der Nackenheimer Fassnacht zu halten, ja sogar noch zu steigern, ging mit erhöhten Belastungen für Saalausstattung, Musik etc. einher. Dies führte zu dem Vorstandsbeschluss, ab dem Jahre 1979, am Weinfest „ Im fröhlichen Weinberg“ mit einem Weinstand teilzunehmen. Der Verein rief und alle angesprochenen Mitglieder kamen um ehrenamtlich, auch außerhalb der Fassnachtszeit, sich ihrem CVE zur Verfügung zu stellen. Das Weinfest ist ein fester Bestandteil im Terminkalender und zugleich eine Säule zur Finanzierung des Vereines.
In all den Jahren, seit ihrer Gründung, sind die Entenbrüder an den närrischen Tagen mit Musik durch die Ortsstraßen gezogen, u.a. mit dem Kinderprinzenpaar und zur Schlüsselübergabe. Ab dem Jahre 1980 gestaltete man die Fassnacht-Dienstagsumzüge etwas größer bis dann 1983 der Verein die Umzüge richtig organisierte und einen Zugmarschall berief. Viele Ortsvereine, Privatgruppen, Kindergärten sowie Wagen und Gruppen aus den Nachbardörfern zogen fortan als Lindwurm durch die Ortsstraßen.
Als Pilotprojekt fand auf Anregung des VB-Bürgermeisters, Herrn Gerhard Krämer, am 20. Februar 1981 die erste Gemeinschaftssitzung der fünf karnevaltreibenden Vereine der Verbandsgemeinde Bodenheim statt. Ausrichter waren die Entenbrüder, dann folgten im Wechsel die anderen Orte. Trotz guten Zuspruches wurde 1997 das Buch Gemeinschaftssitzung zugeschlagen.
Immer größere gesetzliche Vorschriften, Verordnungen, Steuerpflicht und sonstige Schwierigkeiten kamen mit der Zeit auf den Verein zu. So war es zwingend erforderlich das Vereinsleben neu zu ordnen. Am 14.11.1981 gab sich der CVE deshalb eine neue Satzung, am 12.05.1982 wurde der Antrag zur Eintragung in das Vereinsregister gestellt und am 06.08.1982 erfolgte die amtliche Bestätigung des Amtsgerichtes Mainz über die Registrierung. Eine kleine Erleichterung gab es, denn auf Antrag wurde dem Verein 1994 die Gemeinnützigkeit zuerkannt.
1991! Was soll man dazu schreiben? Voreiligkeit, Schicksal, Hysterie, Übertreibung oder Phänomen? Was war geschehen? Die Entenbrüder begannen mit einer hervorragenden Ordensmatinee. Doch dann mussten alle Veranstaltungen wegen der Nahostkrise (Irakkrieg) abgesagt werden. Alle Vorbereitungen und Mühe war umsonst, nur die Jahresorden waren vielleicht doch ein Phänomen, denn der Lieferant hatte vergessen die Jahreszahl 1991 anzubringen. Den Aktiven konnten 1992 diese neutralen Orden überreicht werden, für die Gäste der Matinee 1992 wurden 111 limitierte Nachbildungen des Nackenheimer Buttenmännchens gefertigt.
Das größte Geschenk seiner langen Vergangenheit machte sich der Carneval-Verein „Entenbrüder“ 1900 e.V., Nackenheim selbst. Nach knapp zweieinhalbjähriger Bauzeit konnte am 13. Juni 1993 eine vereinseigene Unterstellhalle mit Büro eingeweiht werden. Die Halle wurde auf einem Grundstück, das die Gemeinde unentgeltlich zur Verfügung gestellt hatte, in Eigenhilfe der Mitglieder erbaut. Eine starke Leistung.
Mit Stolz kann zum Schluss berichtet werden, dass der Verein, in seiner Einhundertjährigen Geschichte, von keiner einzigen Krise erschüttert wurde. Auch musste man sich nicht eines um die Jahrhundertwende üblichen Stammtischclubes bedienen um ein frühes Gründungsdatum zu benutzen, nein, der Verein wurden 1900 als Entenbrüder gegründet und führt seit dieser Zeit diesen Namen.
Heute (18.09.2013) hat der CVE ca. 600 Mitglieder

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