Evangelische Paulusgemeinde Darmstadt

Niebergallweg 20, Darmstadt, 64285 ,Germany
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Die Pauluskirche

Friedrich Pützer und das Wiesbadener Programm

Die Pauluskirche und das angrenzende Pfarrhaus wurden nach Plänen des Architekten Friedrich Pützer in den Jahren 1905 bis 1907 erbaut. Pauluskirche, Paulusplatz und das gegenüberliegende Gebäude der Landeshypothekenbank (heute Kirchenverwaltung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau) sind stadtplanerischer Mittelpunkt des Paulusviertels.

Architektonisch ist die Pauluskirche dem sogenannten Heimatstil verpflichtet: Traditionelle Formen wie der Burgenbau, aber auch Elemente aus dem romanischen und gotischen Kirchenbau sind aufgegriffen. Daneben wird der zeitgenössisch auf der Mathildenhöhe gepflegte Jugendstil zitiert, etwa im Kupferrelief über der Eingangstür.

Ein damals ausgesprochen fortschrittliches Raumprogramm sollte eine vielfältige Nutzung des Ensembles ermöglichen. Zusätzlich zum Kirchenraum baute man im Souterrain einen multifunktionalen Gemeindesaal, dem ein als Bühne nutzbares Sitzungszimmer angegliedert ist. Die Sakristei mit Ausgang auf die Bastion ist ebenfalls als Veranstaltungsraum nutzbar.

Der eigentliche Kirchenraum war nach dem „Wiesbadener Programm“ konzipiert, nach dem das traditionelle Gegenüber von Gemeinde- und Altarraum aufgegeben wurde zugunsten eines in die Gemeinde hineingezogenen Kanzelaltars. Die Gemeinde versammelte sich symbolisch um Wort (Kanzel) und Sakrament (Altar) als die gemeinschaftsstiftenden Elemente. Die räumliche Zusammenlegung von Kanzel und Altar steht für die Auffassung der Reformatoren, dass Wort und Sakrament gleichwertig seien.

Zweiter Weltkrieg: Beschädigung der Pauluskirche
In der Darmstädter Brandnacht (11./12. September 1944) wurde die Pauluskirche durch die Explosion einer Luftmine in umittelbarer Nachbarschaft beschädigt. Der Chorraum stürzte ein und die dort befindliche Orgel wurde zerstört. Die Gottesdienste wurden daraufhin zunächst in den Kindergarten, später in den Gemeindesaal verlegt, für den sich dadurch die Bezeichnung „Kirchensaal“ einbürgerte.

Umbau in der Nachkriegszeit

Nach Kriegsende stellte man die Kirche wieder her. Allerdings stand der damalige Pfarrer Rudolf Wintermann der Gestaltung des Kirchenraums im Sinne des Wiesbadener Programms ablehnend gegenüber. Er sorgte dafür, dass die Kirche gemäß seiner theologischen Sichtweise verändert wurde. Kanzel und Altar trennte man voneinander und verlegte sie an ihre konventionellen Orte: den Altar in den Chorraum und die Kanzel vorne links an den Triumphbogen im Kirchenschiff. Die so geschaffene Ausrichtung des Kirchenraums alleine auf den Altar sollte ausdrücken, dass das Abendmahl als Sakrament einen höheren Stellenwert habe als das gesprochene Wort. Dass der Altar aus dem Kirchenschiff in den Chorraum verlegt wurde, erhöhte die Distanz zur Gemeinde, die sich in ehrfürchtigem Abstand zum Tisch des Herrn versammeln sollte.

Ebenfalls in der Nachkriegszeit wurde die ursprüngliche prächtige Ausmalung der Kirche weiß überstrichen, und 1960 gestaltete der Arnoldshainer Künstler Helmuth Uhrig im Chorraum einen biblischen Freskenzyklus. Im unteren Band finden sich alttestamentliche Motive, in den drei Bändern darüber Jesusgeschichten. Die Farben rot und grün dominieren. Rot repräsentiert Christus bzw. die Nähe zu Christus, grün Distanz und Ablehnung. Ganz oben finden sich Szenen aus der Offenbarung des Johannes, die in der Himmelsfarbe blau gehalten sind. Im Ganzen ist das Kunstwerk eine Meditation über den Satz: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.“ (Johannesevangelium Kapitel 1 Vers 14).

Mit dem Bau der Großen Schuke-Orgel im Jahr 1969 auf der Südempore war die heutige Gestalt des Kirchenraums hergestellt.

In seiner unübersehbaren Spannung zwischen dem ursprünglichem Raumkonzept und der Umgestaltung in der Nachkriegszeit ist der Gottesdienstraum der Pauluskirche ein lebendiges Dokument der Kirchengeschichte und ein eindrückliches Beispiel dafür, wie theologische Positionierungen ein Kirchengebäude prägen und verändern.


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