Förderkreis zur Erhaltung von St. Maurenzen e. V.

Glashütte 3, Bodenmais, 94249 ,Germany
Förderkreis zur Erhaltung von St. Maurenzen e. V. Förderkreis zur Erhaltung von St. Maurenzen e. V. is one of the popular Landmark & Historical Place located in Glashütte 3 ,Bodenmais listed under Non-profit organization in Bodenmais , Landmark in Bodenmais , Organization in Bodenmais , Catholic Church in Bodenmais ,

Contact Details & Working Hours

More about Förderkreis zur Erhaltung von St. Maurenzen e. V.

Bis Mitte des 18. Jahrhunderts grenzte diese Pfarrei bei Bergreichenstein im mittleren Böhmerwald an Bayern. Jahrhunderte hindurch war sie für jene Region von großer Bedeutung. Durch ihre historisch gewachsenen, engen Beziehungen zum niederbayerischen Benediktinerkloster Niederaltaich hatte St. Maurenzen trotz der trennenden Landesgrenze lange Zeit einen ganz besonderen Stellenwert. Nachdem dieser, bedingt durch die Vertreibung, nach 1946 ständig gesunken war, nimmt er seit Beginn des beschriebenen grenzüberschreitenden Projekts in den 1990er Jahren wieder zu. Das Gotteshaus liegt, heute fast völlig von Wald umgeben, im Gemeindegebiet von Dlouhá Ves, dem früheren Langendorf.

Neben praktisch-handwerklichen Aktivitäten, die neben allen theoretischen Überlegungen zum Erhalt der Anlage auch zum Programm gehörten, besaßen und besitzen soziale und religiöse Gesichtspunkte von Beginn der Aktion an großen Stellenwert bei den Projektinitiatoren. Seit Abschluss der Baumaßnahmen kommen nämlich zunehmend diejenigen Bemühungen des Vereins zum Tragen, die die Verständigung von Deutschen und Tschechen zum Ziel haben. Daher organisieren seine Mitglieder mindestens dreimal im Jahr zusammen mit den heute in der Umgebung von St. Maurenzen wohnenden tschechischen Einheimischen eindrucksvolle Festgottesdienste in jenem alten Gotteshaus. Sie finden auf beiden Seiten stets großen Anklang.

Alles begann im März 1991, als die deutschen Initiatoren die Sanierung des völlig heruntergekommenen Gotteshauses ins Auge fassten. Mit Robert Tausch an der Spitze des Vereins, zuständig für die Finanzen, und dem Architekten Karl Suchy, zu dem später Architekt Karl Prinz stieß, wurde zunächst sorgfältig geplant. Zeitgleich entwickelte man ein tragfähiges Konzept, das bereits einen detaillierten Kosten- und Zeitplan vorsah. Dies alles geschah von Anfang an in enger Absprache mit Pfarrer Zdislav Pešat von der zuständigen Pfarrei, aber auch mit Vertretern der Diözese Budweis und den sehr aufgeschlossenen Fachleuten der tschechischen Bau- und Denkmalschutzbehörden. U. a. wohl deshalb gingen die Arbeiten zügig voran.

Große Schwierigkeiten machte später die einsturzgefährdete Decke des Kirchenraums. Ihre Auflager waren bereits teilweise verfault. Schweren Herzens entschied man sich zu Abbruch und Ersatz der alten durch eine neue, so genannte gedeckelte Holzdecke. Nebenbei hatten wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass die originalen Balken 1542 eingebaut worden waren - ein Beweis dafür, dass die Kirche, entgegen manch alten Berichten, im Dreißigjährigen Krieg nicht niedergebrannt worden war.
In dreijähriger Arbeit wurden auf Veranlassung des Fördervereins das Schiff, das Dach, der Turm, die Apsis und die Sakristei der Kirche sowie schließlich ihre komplette Inneneinrichtung renoviert. Es folgten die Sanierung des benachbarten Beinhauses und am Schluss die umfangreichen Pflegemaßnahmen am nahen Friedhof. An die 70 Grabstellen hat man dabei wieder hergerichtet. In diesem Zusammenhang wurde auch ein neuer Plan des Areals mit einem detaillierten Gräberverzeichnis angefertigt. So weit es noch feststellbar war, notierte man darin auch die Anschriften von Angehörigen der früher dort Beerdigten.

Im Rahmen der Erhaltungsmaßnahmen an der Kirche wurde auch die Orgel gründlich überholt. Sie ist seitdem wieder bespielbar. Im Juni 1993, kurz vor Beendigung der wichtigsten Arbeiten, fiel den mit historischer Bausubstanz vertrauten Architekten und Projektmitarbeitern Karl Suchy und Karl Prinz vor Ort auf, dass der Putz des Kircheninneren an manchen Stellen auf Hohlstellen hindeutete. Daraufhin wurden tschechische Experten eingeschaltet, darunter Jan Royt von der Universität Prag und J. Muck, ebenfalls aus Prag. Die Denkmalschutzbehörden in Pilsen und Prag veranlassten nach dieser ersten Begutachtung eine genauere Untersuchung der fraglichen Wandbereiche durch eine Restauratorin. Das Ergebnis war grandios: Es kamen zahlreiche mittelalterliche Fresken zum Vorschein, die in die Zeit um 1310/1320 datiert wurden.

Ebenfalls überrascht hat alle am Projekt Beteiligten die originalen Glocke des Geläuts von St. Maurenzen. Sie war glücklicherweise allen Ablieferungsaktionen vergangener Kriegs- und Notzeiten entgangen und stammt aus ungefähr derselben Zeit wie die neu entdeckten Fresken. Nachweislich 1329 gegossen, hing sie bis zur Kirchenrenovierung unbeachtet auf dem Glockenturm. 2003 wurden durch den Förderkreis zwei weitere, klanglich dazu passende neue Glocken in Auftrag gegeben. Sie entstanden bei der Gießerei Perner in Passau. Darüber hinaus stattete man das gesamte Läutwerk nun mit einer modernen, digitalen Steuerung aus. Die Glocken erklingen nun zweimal am Tag. Am 20. September 2003 hat sie Generalvikar Jan Baxant aus Budweis feierlich geweiht.

Trotz umfangreicher ehrenamtlicher Arbeiten bei Planung und Bauleitung, bei Finanzierungs- und Verwaltungsarbeiten war der finanzielle Aufwand dieses grenzübergreifenden Projekts erheblich. Allein von Seiten des deutschen Förderkreises wurden weit über 150.000 EUR bereitgestellt! Der tschechische Anteil an der Gemeinschaftsaktion betrug zwar nur einen Bruchteil davon, gemessen an den finanziellen Möglichkeiten der Projektpartner des Nachbarlandes war es aber trotzdem eine sehr große Summe. Die Diözese Budweis und die zuständige Pfarrei Langendorf waren auf ihrer Seite maßgeblich an der Finanzierung der Sanierung beteiligt.
Die Spenden aus Deutschland stammten zu großen Teilen von den Angehörigen der früheren Pfarrei St. Maurenzen und der ehemals darum herum liegenden Heimatgemeinden. Namhafte Beiträge gaben aber auch die Diözese Passau, zu der St. Maurenzen von 1939 bis 1945 gehörte, sowie die Diözesen München und Freising sowie Regensburg. Weiterhin spendeten auf deutscher Seite zahlreiche "Sympathisanten" dieser Rettungsaktion - auch solche ohne Vertreibungshintergrund! Die Sudetendeutsche Stiftung gewährte ebenfalls einen Zuschuss. Alle Gelder trugen zum Gelingen des Projekts bei.

Die Ausführung der Renovierungsarbeiten erfolgte, abgesehen vom Glockeneinbau, ausschließlich von Firmen aus der Tschechischen Republik. Bereits im Zusammenwirken von Architekten, Firmen, tschechischen Behörden, Pfarrei und Diözese zeigte sich eine gegenseitige Aufgeschlossenheit für die Belange der jeweils anderen Seite, die früh erkennen ließ, dass Deutsche und Tschechen zusammenfinden können.

Mit diesem Projekt ist es gelungen, ein schon fast verloren geglaubtes Kulturdenkmal erfolgreich vor seinem sicheren Verfall zu retten. Das alles geschah, trotz vieler Probleme, in der verhältnismäßig kurzen Bauzeit von nur knapp drei Jahren.
Der Motor des Projekts war eine Gruppe engagierter Vertriebener, die sich Anfang 1991 im "Förderkreis zur Erhaltung von St. Maurenzen" zusammengefunden hatte. Aus Zeitgründen formierte sie sich damals unter dem Dach des Deutschen Böhmerwaldbunds als Interessengemeinschaft in Gestalt eines eingetragenen Vereins. Zu den Personen der ersten Stunde gehörten Robert Tausch, Karl Suchy, Josef Pöschl, Walter Hofmann, Gottfried Hofmann, Zephyrin Beywl, Klemens Gerl, Malwine Dreier, Karl Prinz und Adolf Schneider. Vorsitzender wurde damals Josef Pöschl. Jedes Vereinsmitglied war intensiv darum bemüht, für sich und die Nachwelt ein Stück der alten Heimat zu retten, aber auch einen Ort zu schaffen, an dem sich zukünftig Alte und Junge sowie Deutsche und Tschechen vorurteilsfrei begegnen können.

Anfang 1994, als die eigentlichen Sanierungsarbeiten an der Kirche weitgehend abgeschlossen waren, wurde der Förderkreis wieder aus dem Böhmerwaldbund herausgelöst und als selbstständiger Verein unter gleichem Namen fortgeführt. Bis zu seinem Tod 1998 blieb Josef Pöschl der Vorsitzende, danach folgte Karl Suchy. 2014 erfolgte ein Generationenwechsel und Hans-Hermann Kaiser folgte als 1. Vorsitzender. Derzeit hat der Verein 72 Mitglieder. Er ist anerkannt gemeinnützig und förderungswürdig.

Auch mehr als 20 Jahre nach Abschluss der sichtbaren Sanierungsmaßnahmen an Kirche und Friedhof ist dieses grenzübergreifende Projekt mit Leben erfüllt. Von Jahr zu Jahr wird es durch regelmäßige Aktionen und Veranstaltungen weiter getragen.

Map of Förderkreis zur Erhaltung von St. Maurenzen e. V.