Junggesellenverein Körrenzig 1843 e.V.

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Historischer Hintergrund zur Entstehung des Maibrauchtums.

Die ursprüngliche Form des Maibrauchtums ist vermutlich aus dem Frühlingsfest unserer heidnischen Vorfahren entstanden. So wie denn das junge, sprießende Grün in Feld, Wald und Flur zu neuem Leben erwachte, erweckte die Sonne den Lebensfunken bei den Menschen, bei jung und alt, aber ganz besonders bei den mannbaren jungen Burschen, die sich zu Jünglingsbrüdern zusammenschlossen, die sich in den folgenden Zeiten zu ganz verschiedenen Formen entwickelten. Aus diesen Bünden gingen vermutlich die heute existierenden Junggesellenvereine und Maigesellschaften hervor, die die Garanten des Fortbestandes dieses lebendigen Brauchtums sind. In allen Beziehungen zwischen den mannbaren Jungen und Mädchen galten Sitte und Anstand als höchstes Gut. Der Maibraut steckten die Burschen in der Walpurgisnacht (30.April/1.Mai) den Maizweig an das Fenster. Dieser Brauch geht auf einen alten Naturglauben zurück: Danach ist der grüne Zweig das Symbol der Fruchtbarkeit, der aber auch Haus und Hof und die Menschen mit neuer Lebenskraft erfüllen und alles Böse und die Dämonen abhalten sollte. Seit einigen Jahrzehnten ist es in Körrenzig üblich, dass anstatt einfachen Birkenbäumchen aufwendige Maibilder von den Junggesellen für die Maifrauen gefertigt werden.

Die christliche Kirche hat lange versucht, die heidnischen Frühjahrsbräuche zu verdrängen. Als sich zeigte, dass die Verbundenheit mit den traditionellen Festen nicht gänzlich gebrochen werden konnte, begann die Kirche, die Bräuche zu tolerieren beziehungsweise christlich zu interpretieren. Schon lange hat inzwischen der Maibrauch seine Distanz zu den christlichen Glaubensvorstellungen verloren. Mit Kirchgang und Kranzniederlegung wahrt der Junggesellenverein während seines Maifestes die Integration von Kirche und Brauchtum.

Der Junggesellenverein Körrenzig, wie er sich heute darstellt, kann nun zwar nicht analog zu der geschichtlichen Entwicklung des Maibrauchs gesehen werden, jedoch setzt er mit Sicherheit einen vorchristlichen, bis heute stetig präsenten Brauch, fort. Somit muss der Junggesellenverein aus dem Blickwinkel der Bewahrung ältester Traditionen immer auch als historisches Phänomen in den heutigen turbulenten und in Ansätzen orientierungslosen Zeiten gesehen werden.

(Ergänzt nach einer Vorlage von Gerhard Mückter)



Der Junggesellenverein als Teil der Körrenziger Heimatgeschichte

Der Junggesellenverein Körrenzig ist der letzte Verein im Stadtgebiet Linnich, der das traditionelle Maibrauchtum pflegt und ausübt. Das offizielle Gründungsdatum des Körrenziger Junggesellenvereins liegt inzwischen 168 Jahre zurück. Mit dem ersten Eintrag aus dem Jahre 1843 dokumentiert das älteste Körrenziger Junggesellenbuch diesen historischen Moment. Niedergelegt in alter Schrift, fein säuberlich auf einem mit Wasserzeichen geschmückten Papier [dargestellt ist ein Greif mit Zepter und Schwert, der Name des Papierproduzenten sowie die Jahreszahl 1839], konnte die Vereinschronik bis zum heutigen Tage erhalten bleiben. Glückliche Zeiten und problematische Übergangsperioden, Kritik und Euphorie sowie auch die jährlichen Kassenberichte und Mitgliederlisten können somit stets von den Vereinsmitgliedern nachvollzogen und als geschichtliche Parallelen erfahren werden. Als Spiegelbild der Jahrzehnte verzeichnen die Junggesellenbücher inzwischen ca. 1500 Mitgliedseinträge seit 1843. Die Brauchtumspflege und die damit verbundenen Erlebnisse, die Geselligkeit und der Spaß haben seit je her die Verbundenheit der Jugend des Dorfes untereinander und insbesondere auch eine wachsende Verwurzelung mit Körrenzig gefördert. Der Junggesellenverein ist immer ein Teil der Heimatgeschichte gewesen und konnte diesen Charakter bis in die Gegenwart aufrechterhalten. Viele Menschen haben durch den Verein und die Maifeierlichkeiten immer wieder eine Verbindung zu Körrenzig gefunden und dabei oft selbst ein Stück weit mit ihrem Engagement den Verein und das Brauchtum begleitet. Mit dem letzten Eintrag im Jahre 1992 wurde das zweite Junggesellenbuch beendet. Die darauf folgenden Jahre werden inzwischen in einem dritten Junggesellenbuch nachgetragen.

Die Junggesellen aus Körrenzig zählen derzeit 53 aktive Mitglieder. Die hohe Zahl von jährlich etwa 23 Maibildern und Maipaaren sowie insgesamt ca. 280 Teilnehmern am großen Festzug veranschaulicht die erhebliche Aktivität in und um den Verein.



Traditionspflege damals wie heute

Die Idee des Junggesellenvereins und der damit verbundenen Bräuche konnte im Hintergrund der geschichtlichen Ereignisse immer wieder aufblühen und somit überleben. Ein Zeitungsartikel aus dem Jahre 1936 veranschaulicht als Parallele zur heutigen Zeit die Kontinuität in der traditionellen Ausübung des Maibrauches. Am Dienstag, dem 05. Mai 1936 hieß es unter der Überschrift „Das Fest der Körrenziger Junggesellen“:

„Körrenzig. Nicht vergebens hatte der Junggesellenvater von Körrenzig an seine Gefolgschaft appelliert, sich an der Pflege des in unserem Ort seit langen Jahren bestehenden Volksbrauchs, „am Maispiel“, zu beteiligen. Fast ohne Ausnahme waren sie auf sein Kommando am Vorabend des 1. Mai auf dem Dorfplatz angetreten, um den prächtig geschmückten Maibaum in festlichem Zuge durch das Dorf zu führen. […] unter den Klängen des Instrumentalvereins sowie des Trommler- und Pfeifercorps bildete der Zug durch die Gemeinde einen würdigen Auftakt der diesjährigen Maifeier. Nach einem Hoch auf alle Körrenziger Jungfrauen wurde beim Absingen des Liedes „Der Mai ist gekommen“ der Baum aufgerichtet.[…]“ Diese Beschreibung vom Aufstellen des Maibaumes besitzt im Wesentlichen bis heute Gültigkeit. An verschiedenen anderen Stellen des Artikels kann man weitere Parallelen in die heutige Zeit ziehen. Exemplarisch soll hier eine zitiert werden, mit der sich jeder Junggeselle gerne anfreundet: „Was sich nach der Versteigerung beim Anschlagen der „Maien“ noch alles auf den Straßen tut, kann nur der begreifen, der es selbst erlebte.“

Im Rückblick auf das Maifest 1938 veröffentlichte der damals in Berlin lebende Körrenziger Leo Sels in den „Rurblumen“ des gleichen Jahres einen Beitrag zum Körrenziger Maibrauchtum. In seiner Beschreibung der Maiversteigerung, bei der vor dem Maifest die Königswürde und die Maifrauen des Dorfes an den meist bietenden Junggesellen verkauft werden, lassen sich zahlreiche Beziehungen zum heutigen Ablauf dieser Veranstaltung aufzeigen. Leo Sels hatte Mitte der 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts in Körrenzig selbst den Maibrauch miterlebt und berichtet wie folgt (hier in Auszügen): „Alles, was an männlichen Bewohnern noch nicht unter der Haube ist, findet sich im Jungenbund zusammen und tritt an diesem Abend zur Mädchenversteigerung an. [...] Dann brachte der Vorsitzende mit Hilfe einer Klingel etwas Ruhe in die tobende Unordnung da draußen, und der lustigste Spaßvogel des Ortes sprang auf den Tisch. Die Versteigerung begann.“ Zur damaligen Zeit und auch im Jahre 2008 wurden alle Maifrauen ohne Ausnahme ersteigert. Leo Sels schrieb dazu: „Es sprach für den Zusammenhalt des Ortes, daß auf alle weiblichen Schönen ein Angebot abgegeben wurde, keine fiel aus.“ Nach einer Beschreibung der Abläufe der Maifeierlichkeiten schloss Leo Sels seinen Beitrag mit einem Appell für die Zukunft: „Was aber dieses köstliche Brauchtum unserer Heimat anbetrifft, so wollen wir es hüten wie einen kostbaren Schatz, den uns die Jahrhunderte der Vergangenheit zu treuen Händen überliefert haben.“

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