Marinefernmeldeschule (MFmS)

Mürwiker Straße 203, Flensburg-Mürwik, 24944
Marinefernmeldeschule (MFmS) Marinefernmeldeschule (MFmS) is one of the popular Government Organization located in Mürwiker Straße 203 ,Flensburg-Mürwik listed under Government Organization in Flensburg-Mürwik ,

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Nachdem die MARINEFERNMELDESCHULE (MFmS) im Jahre 2001 ihr 45-jähriges Dienstjubiläum hatte, werden mit ihrem Umzug in die MARINEORTUNGSCHULE (MOS) in Bremerhaven auch 100 Jahre der Marinefernmeldeausbildung am Standort Flensburg-Mürwik abgeschlossen.
Die MARINEFERNMELDESCHULE (MFmS) wurde am 15. Juli 1956 in Flensburg-Mürwik aufgestellt. Hier wird das Betriebspersonal für die seegehenden Einheiten und die ortsfesten Sende- und Empfangsstellen der DEUTSCHEN MARINE ausgebildet.
Die DEUTSCHE MARINE war von Anfang an eine Marine im Bündnis. Deshalb hat die Fähigkeit zur Zusammenarbeit stets hohe Priorität gehabt und die Ausbildung besonders im Bereich Führungsunterstützung geprägt. Dies erstreckt sich auf die technische Auslegung von Geräten, Vorschriften und Verfahren, Englisch als gemeinsame Sprache und nicht zuletzt ein gemeinsames Verständnis über die Grundlagen des Soldatenberufs.
Die Ausbildungsschwerpunkte der MARINEFERNMELDESCHULE liegen im Fernmeldebetrieb (einschließlich Kryptodienst), in der Fernmeldeaufklärung, im Signalbetrieb und im DV-Betriebsdienst. Jährlich durchlaufen etwa 2.000 Soldaten aller Teilstreitkräfte sowie ziviles Personal die Lehrgänge an der Schule. Die gesamte Ausbildung wird Ende September 2002 an die MARINEOPERATIONSSCHULE (MOS) in Bremerhaven verlegt, die MARINEFERNMELDESCHULE damit aufgelöst.

Im Fernmeldebetriebsdienst (Verwendungsreihe 21) werden die jungen Soldaten auf breiter Basis so ausgebildet, dass sie ihre Aufgaben an Bord von Booten und Schiffen wie auch in Landdienststellen unserer Marine erfüllen können. Die Ausbildung umfasst die in den neunziger Jahren eingeführten, neuen softwaregesteuerten Führungsmittel, die
- die Führungsfähigkeit des Befehlshabers der Flotte von Land nach See gewährleisten,
- die Führung der Verbände in See ermöglichen,
- die Zusammenarbeit mit Verbündeten und Partnern (NATO bzw. Partnership for Peace) sicherstellen, aber auch die Zusammenarbeit mit Einheiten von Heer und Luftwaffe.

In der Fernmeldeaufklärung (Verwendungsreihe 22) werden Soldaten zum Erfassen, Entziffern, Übersetzen und Auswerten der Funkverkehre fremder Flotten ausgebildet. Der enorm wachsende Umfang des weltweiten Fernmeldeverkehrs erfordert auf Seiten der Aufklärung eine zunehmende Abstützung auf elektronische Datenverarbeitung (EDV); deshalb müssen die Lehrgangsteilnehmer auch auf diesem Gebiet gründliche Kenntnisse erwerben. Wegen der zunehmenden Digitalisierung der Fernmeldedienste nimmt die technische Analyse zur Klärung fremder Datenübertragungsverfahren in der Ausbildung einen immer größeren Raum ein. Die Peilung und Ortung fremder Funkstationen erfolgt inzwischen weitgehend automatisch. Seit 1996 wird die Tastfunkausbildung nur noch für diese Verwendungsreihe durchgeführt.

Im Signalbetriebsdienst (Verwendungsreihe 27) werden Soldaten aller Laufbahnen im Lichtmorsen, in Flaggensignalverfahren sowie in Sprechfunkverfahren ausgebildet. Hierbei spielt das Erlernen der englischen Sprache eine besondere Rolle.

Im DV-Betriebsdienst (Verwendungsreihe 66) werden die Systemoperateure für Großrechneranlagen sowie Systembetreuer für Netzwerkadministration ausgebildet. Das Personal der Rechenzentren im Marinehauptquartier, Marinefernmeldestab 70 und Marinefernmeldeabschnitt 2 erhält für die unterschiedliche Betriebssoftware (z.B. OS-390, Windows-NT) eine breitgefächerte DV-Ausbildung.

Zusätzlich gibt es Sonderlehrgänge für das Seenotalarmierungs- und Sicherheitsfunksystem, für Informationstechnologie und Datenschutz, die z.T. auch von Soldaten anderer Teilstreitkräfte und von Zivilbediensteten der BUNDESWEHR besucht werden:
GLOBAL MARITIME DISTRESS AND SAFETY SYSTEM (GMDSS) ist das Seenotalarmierungs- und Sicherheitsfunksystem in der DEUTSCHEN MARINE, für das im Sonderlehrgang GMDSS an einer international standardisierten Ausbildungsanlage unterrichtet wird.
Die MARINEFERNMELDESCHULE bietet die Ausbildung zum Erwerb des „Beschränkt gültigen Betriebszeugnisses für Funker I und II“ sowie für das „Allgemeine Betriebszeugnis für Funker“.
Die IT-SICHERHEIT der computergestützten Kommunikationsformen und der Datenschutzes macht erweiterte Sicherheitsstandards notwendig. Mit der Verbreitung moderner EDV und Informationstechnologien wird die Abschirmung sensitiver Daten immer wichtiger. Um im militärischen Bereich Datensicherheit in der Informationstechnik zu gewährleisten, werden in einem Sonderlehrgang IT-Sicherheitsbeauftragte aller drei Teilstreitkräfte ausgebildet.

100 JAHRE MARINEFERNMELDEAUSBILDUNG IN FLENSBURG-MÜRWIK

Die Geschichte der Fernmeldeausbildung in den deutschen Marinen verdeutlicht beispielhaft die rasante technische Entwicklung im 20. Jahrhundert. Diese Thematik wird in der LEHRSAMMLUNG FÜR DIE VERWENDUNGSBEZOGENE AUSBILDUNG erläutert, welche am 19. März 1982 an der MARINEFERNMELDESCHULE eröffnet wurde. Der Aufbau der Lehrsammlung wurde unterstützt durch ehemalige Marinesoldaten, die Marinefunker-Runde e.V., die Kameradschaft der Marinefernschreiber 1958 e.V., den Freundeskreis ehemaliger Angehöriger der MNS Aurich, die Gesellschaft der Freunde der Geschichte des Funkwesens e.V. und die Industrie.
Mit Hilfe von Exponaten und der sich daraus erschließenden Geschichte der Entwicklung technischer und betrieblicher Fernmeldeverfahren wird den Lehrgangsteilnehmern eine Wissensgrundlage verschafft, auf welcher die Leistungsfähigkeit aktueller und moderner Fernmeldeanlagen kompetent beurteilt werden kann. Gleichzeitig werden auch der fachlich interessierten Öffentlichkeit Einblicke in die Entstehung des Fernmeldewesens gegeben kann und die historischen Wurzeln der Schule aufzeigt:

Die Ausbildungseinrichtungen für das Fernmeldewesen in den deutschen Marinen vor 1956 reichen von der Marine-Telegraphenschule Lehe (1889 – 1918), Funken-Telegraphie-Schule Flensburg (1900 – 1918), Funken-Telegraphie-Schule Swinemünde (1918 – 1920), Marinenachrichtenschule (1920 – 1925), Torpedo- und Nachrichtenschule (1925 – 1934), Marinenachrichtenschule (1934 – 1938), Marinenachrichtenschule Mürwik (1938 – 1945) bis zur Ausbildungsabteilung der Marinenachrichtenhelferinnen (1942 – 1945) auf Rügen.
War im 19. Jahrhundert das Flaggensignal für die Nachrichtenübermittlung auf See bestimmend, so sollte sich das frühestens mit der experimentellen Erzeugung und dem Nachweis der Ausbreitungseigenschaften elektromagnetischer Wellen durch den deutschen Physiker Heinrich Hertz im Jahre 1888 entscheidend wandeln. Nachfolgend wurden technische Verfahren erdacht, elektromagnetische Wellen für die Übertragung von Nachrichten nutzbar zu machen. Die sich daraus entwickelnde „Funkentelegraphie“ (heute: Funktelegraphie) ermöglichte zur Jahrhundertwende erstmalig eine Befehlsübermittlung über den optischen Horizont hinaus, nicht nur an Land, sondern auch auf See. Die militärische Nutzung der Funktelegraphie führte zu einer enormen Erweiterung der Führungsmöglichkeiten von Seekriegsmitteln.
Erste Erfahrungen zeigten, dass speziell ausgebildetes Fachpersonal für die Bedienung der Funktelegraphieanlagen erforderlich war. Deshalb wurde vom Reichsmarineamt im Jahre 1899 angeordnet, dass Marinesoldaten in einer neuen Laufbahn als Funker den Werftdivisionen zugeteilt und ausgebildet werden sollten.
Die erforderliche Ausbildung des Personals zur Bedienung der Gerätschaften fand ab dem 1. Oktober 1901 auf den Torpedoschulschiffen S.M.S. FRIEDRICH CARL und S.M.S. BLÜCHER statt, die zu Torpedo- und F.T.-Übungen in die Flensburger Förde fuhren. Nach den ersten von der Inspektion des Torpedowesens gemachten Erfahrungen wurde vom Reichsmarineamt am 15. April 1902 folgende Regelung angeordnet: „Die Bedienung der Funkentelegraphie wird den Torpedoabteilungen übertragen. An Bord übernimmt wenigstens zunächst das jetzt etatmäßig technische Torpedopersonal die Instandsetzung und Bedienung der Apparate. Die Aufsicht und Leitung wird in die Hände eines Seeoffiziers gelegt.“

Für die ab dem 1. Dezember 1902 beginnenden Funken-Telegraphie-Kurse wurde das Torpedoschulschiff S.M.S. BLÜCHER als Ausbildungsstätte fest nach Flensburg-Mürwik verlegt. Nachfolgend wurden die zwei Landstationen Mürwik und Parkhotel eingerichtet, zwischen denen Übungsverkehr mit der S.M.S. BLÜCHER stattfand. Die wechselhafte Geschichte der Marinefernmeldeausbildung in Flensburg-Mürwik hatte begonnen.
Mit Beginn der Mobilmachung zum Ersten Weltkrieg wurde die regelmäßige F.T.-Ausbildung in Flensburg-Mürwik vorerst beendet. Die an der F.T.-Schule vorhandenen Funkanlagen wurden ausgebaut und Landeinheiten zur kriegsmäßigen Nutzung übergeben. Doch am 19. Dezember 1914 waren die materiellen Voraussetzungen zur regelmäßigen Ausbildung neu geschaffen. Am 6. Mai 1918 wurde die Verlegung der F.T.-Schule von Flensburg-Mürwik nach Swinemünde befohlen.
Durch den Schulbetrieb verursachte Störungen des militärischen F.T.-Verkehrs und daraus resultierende Ausbildungsbeschränkungen im Gebrauch der F.T. sollten im Vorfeld verhindert werden. Die Verlegung der F.T.-Schule folgte damit sowohl militärischen Interessen als auch der Tatsache, dass die F.T.-Schule in Flensburg-Mürwik durch die veralteten Ausbildungsanlagen und die unzureichende Unterbringungskapazität für den kriegsbedingt gestiegenen Ausbildungsbedarf nicht mehr den Anforderungen genügte. Hiermit scheiterte die ursprünglich angedachte Zusammenlegung der Ausbildung des Funkspruch-, Signal- und Unterwasserschallsignalwesens an der F.T.-Schule in Flensburg-Mürwik.
Am 3. Juli 1920 wurde vom Reichswehrministerium angeordnet, dass im Gebäude der Torpedoschule Mürwik eine Nachrichtenschule eingerichtet werden sollte. Der Schulbetrieb sollte zunächst mit der Signal- und Fernschreibausbildung beginnen und der Bedarf an Lehrmitteln aus dem vorhandenen Nachrichtengerät gedeckt werden. Für Neubeschaffungen standen vorläufig keine Mittel zur Verfügung.

Am 5. August 1920 wurde die Marinenachrichtenschule gegründet. Sie vereinte die Signal-, Fernschreib- und Funkausbildung. Außer der planmäßigen Fachausbildung erhielt das Signalpersonal eine Zusatzausbildung im Fernschreib-, Telegraphen und Fernsprechdienst, das Funkpersonal im Unterwasserhorchdienst und in der Bedienung von Unterwassertelegraphie-Anlagen, abgekürzt U.T.-Anlagen.

Zum 1. April 1925 wurde die Marinenachrichtenschule mit der Torpedoschule in Flensburg-Mürwik zur Torpedo- und Nachrichtenschule (T.N.S.) vereinigt. Der Bedarf an Ausbildungs- und Stabspersonal für zwei Schulen an einem Standort sowie die daraus resultierenden Kosten ließen auch zur damaligen Zeit keine Alternative zu den Einsparungen.

Mit dem 1. Oktober 1934 wurde die Torpedo- und Nachrichtenschule wieder getrennt. In der Dienstvorschrift für die neue Marinenachrichtenschule wurde deren Auftrag wie folgt festgelegt: Die Marinenachrichtenschule hat „[...] die Aufgaben, die Seeoffiziere und ihren Nachwuchs im Nachrichtendienst auszubilden und das Nachrichtenpersonal heranzubilden. In den Lehrgängen ist unter Förderung der soldatischen Erziehung die Grundlage der Fachausbildung zu vermitteln. Die Schulen sollen ihre laufenden Erziehungs- und Ausbildungsarbeit im Nachrichtendienst auf den praktischen Betrieb des Nachrichtendienstes an Bord und an Land einstellen [...]“.

Am 1. Oktober 1938 wurde die Marinenachrichtenschule in Marinenachrichtenschule Mürwik umbenannt. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges änderte sich die Organisation des Nachrichtendienstes der Kriegsmarine. Die Ausbildung der Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften wurde aber mit Hochdruck fortgeführt.
Die Marinenachrichtenschule Mürwik wurde bis zur äußersten Grenze ihrer Belegungskapazität genutzt. 1938 wurde zusätzlich eine weitere Schuleinrichtung in Aurich aufgestellt, der Ausbildungsstätten in Waren/Müritz (1941) und Rantum/Sylt (1943) sowie eine Nachrichtenhelferinnen-Ausbildungsabteilung (1942) auf Rügen folgten. An allen Schulen wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges unterrichtet. Über die Funkanlagen der Marinenachrichtenschule Mürwik wurden u.a. 1945 die Evakuierungsaktionen über Ostsee geleitet.

Von Oktober 1945 bis April 1946 wurde die Liegenschaft von der „Polizeischule der Provinz Schleswig-Holstein“ genutzt, der britische und norwegische Truppen sowie Einheiten des Bundesgrenzschutzes folgten, bis im Juli 1956 der Aufstellungsstab der Marinefernmeldeschule aus Bremerhaven einzog.
Zwischen 1956 und 2002 werden in der MARINEFERNMELDESCHULE rund 110.000 Lehrgangsteilnehmer ihre Ausbildung durchlaufen haben. Die Schule hatte länger Bestand als all ihre Vorgängereinrichtungen zusammengenommen.
Die Liegenschaft des Mutterhauses der Marinefernmelder wird ab 2003 durch das neuaufzustellende AUSBILDUNGSZENTRUM FÜR STRATEGISCHE AUFKLÄRUNG genutzt werden. Die Fernmelder der Marine werden nach Bremerhaven, dem ursprünglichen Ort der Marinefernmeldeausbildung in Form der Marine-Telegraphenschule in Lehe (1889), zurückkehren.

Autor: Oberleutnant zur See Beckh, Marinefernmeldeschule

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