Schlachthof Stollberg

Anlass der Vereinsgründung war die Idee der Umfunktionierung eines leerstehenden, historischen Industriebaus, dem alten Schlachthof in Stollberg. Mit dem baurechtlichen Vorhaben einer Nutzungsänderung weckte die Stadtverwaltung das Interesse vieler Einwohner der Stadt, denn die institutionellen Anlaufstellen für Jugendliche und junge Erwachsene sind rar. Die Stadtväter suchten interessierte junge Leute, die sich vorstellen könnten, einen Verein für die zukünftige Betreibung des Schlachthofes zu gründen.

Die Ära des im Jahre 1899 erbauten Schlachthauses endete mit der Wiedervereinigung Deutschlands. Nach der Einstellung der Betriebsaktivitäten wurde der Schlachthof über mehrere Jahre als Abstellmöglichkeit für Baufahrzeuge und Lager für diverse Maschinen und Ersatzteile von verschiedenen Firmen genutzt und stand zeitweise sogar leer. Der Bürgerschaft blieb der Zutritt zu den historischen Gemäuern jedoch jahrelang verwehrt. So konnte Jung und Alt lediglich dem kontinuierlichen Verfall des Gebäudekomplexes zusehen. Viele verkannten, aufgrund des maroden Zustands, das enorme Potential und zogen eine mögliche, sinnvolle Nutzung des Ziegelbaus nicht in Betracht. Der nun fast 116 Jahre alte Industriebau war in den Köpfen der Bevölkerung bereits abgeschrieben und wartete vermutlich nur noch auf eine Abrissbirne.

Doch mithilfe von Fördergeldern und einem beachtlichen Eigenanteil der Stadt Stollberg soll nun ein vielseitig nutzbares Jugendkulturzentrum entstehen. Der Charme des altehrwürdigen Baus soll erhalten und die Gebäudefunktionalität sowie die Sicherheit erhöht werden. Historisch-technische Einbauten wie Transportsysteme, Transmissionen und eine riesige Kühlmaschine erzählen ihre eigenen Geschichten und sind Zeugnisse der deutschen Industrialisierung.

Der Stollberger Verein „Art & Event KultSchlachthof e.V.“ blickt auf eine recht kurze Vergangenheit zurück. 20 Gründungsmitglieder entschieden im Februar 2012, nach langer Diskussion, für einen komplizierten, bilingualen Vereinsnamen, wählten fünf Vorstandsmitglieder und legten die Vereinsziele und Regeln in Form einer Satzung fest. Seit der Vereinsgründung stagnierte das Gesamtprojekt jedoch aufgrund eines fehlenden Fördermittelbescheids. Ein herber Rückschlag, der die anfängliche Euphorie spürbar ausbremste. Um der Bevölkerung dennoch zu zeigen, dass der Verein aktiv ist, wurden in den letzten beiden Jahren mehrere Catering- und Ausschankeinsätze auf Stadtfesten, zwei große Bandcontests und eine wegweisende Silvesterveranstaltung durchgeführt.

Aktuell unterstützen rund 30 Vereinsmitglieder durch partielle Abrissarbeiten den Umbau, welcher noch bis Mitte des Jahres 2015 andauern wird. Ab Oktober 2015 soll der alte Schlachthof wieder den Betrieb aufnehmen, jedoch nicht im ursprünglichen Sinn, sondern im Bereich von Kunst und Kultur. Die Kreativität der Jugendlichen soll gefördert und ein sinnvol-les Portfolio an Freizeitbeschäftigungen angeboten werden. So gibt es viele Ideen, die die Rahmenbedingungen für die Entstehung und Ausstellung bzw. Darbietung von Kunst und Kultur schaffen sollen. Proberäume für Bands, Ateliers für Maler, Bildhauer oder Graffiti-Künstler und eine Großküche für Kochkurse sind im Gespräch. Große Hallen bieten die Möglichkeit Tanzveranstaltungen mit Livemusik, Galerien von vor Ort entstandener Kunst oder Bildungsveranstaltungen wie Buchlesungen oder Vorträge durchzuführen. Ein altes Maschinenhaus soll später ein kleines Industriemuseum beherbergen.