Süßkramdealer

Die Häuser in dem gutbürgerlichen Sadtteil Friedenau tragen noch immer ihren Schmuck der Gründerzeit. 1906 eröffnete in dem damals als grüne Lunge für geplagte Großstädter planmäßig angelegten Stadtteil die bekannte Zigarrenfabrik "Loeser & Wolff" ein Geschäft - mit einer Ladenausstattung aus Mahagoni und Eiche, im üppigen Stil der späten Gründerjahre.

Der kleine Laden ist eine museale Kostbarkeit, ein mit seinem Ladenmobiliar seltenes Zeugnis historischer Verkaufskultur. Der Besuch dieses Geschäftes, das heute, neben einer exqisiten Auswahl herrlichen "Süßkrams", Zigarren nur noch in doppelt geschichteter Schokolade anbietet, gleicht einer Zeitreise.

"Was mag dieser hübsche Laden in den vergangenen 100 Jahren alles erlebt haben?" fragte sich Martin Hesse bei einem Spaziergang durch Friedenau und verliebte sich auf den ersten Blick in das Lädchen. Als es kurze Zeit später frei wurde, wusste er, dass er hier seinen Traum verwirklichen kann. 2005 eröffnete er den "Süßkram-Dealer!" teils als Café mit Sonnenterrasse, teils als Chocolaterie, in der es internationale süße Spezialitäten und weit über 100 verschiedene Schokoladensorten zu entdecken gibt.

Im Geschäft wird ein kleines hölzernes Probier-Kästchen herum gereicht: Schokolade mit Ananas und Chili, getrocknete Birnen mit Kardamom, Schokolade mit Bergkäse, kandierte Rosen- oder Veilchenblüten, Bitterschokolade mit geröstetem Cannabis. Mit drei Worten: "Hüftgold de luxe". Übrigens kann man auch in Schokolade baden - das heißt dann "Schokobade" und ist beste Kakaobutter mit feinen Essenzen in Tafelform gegossen. Es ist unglaublich, welche süßen Schätze einem hier auf nur 25 Quadratmetern begegnen!