Zum Güldenen Rade

Das Haus "Zum güldenen Rade" hat eine lange Geschichte und zählt zu den schönsten Patrizerhäusern der Stadt. 1551 wurde das Haus gebaut, ein Patrizerhaus wie es viele in Erfurt gibt.

Weniger bekannt ist, dass das Haus "Zum güldenen Rade" jahrhundertelang eine Produktions- und Handelsstätte beherbergte. 1762 ließ sich der Fabrikant und Kaufmann Levinus van Wynendael in der Marktstraße 50 nieder und etablierte hier die Tabakherstellung und -verarbeitung. Zu dieser Zeit bestimmt eine Schnupftabakmühle mit Kollergang und Pferdegöpel das Geschehen im Hof. Im eigenen Laden im Erdgeschoss kamen die frischen Tabakwaren gleich zum Verkauf. Insgesamt erstreckte sich die Tabakfabrik über die 20 Häuser der beiden benachbarten Grundstücke. Das änderte sich in den folgenden 150 Jahren auch nicht.
1776 wurden die Fabrikanten Ludwig Hoffmann und Johann Friedrich Wilhelm Triebel Eigentümer der Tabakmanufaktur. Sie zählten damals zu den reichsten Bürgern der Stadt. Das blieb nicht ohne Folgen: während des Fürstenkongresses 1808 durften die beiden Herren keinen geringeren als Zar Alexander I. in ihrer Privatwohnung bewirten. Unter französischer Besatzung verschlechterten sich die wirtschaftlichen Bedingungen in Erfurt. In der Tabakfabrik wurden nur noch eigene und ungarische Tabake verarbeitet. Nun befanden sich von den 60 nur noch 30 Arbeiter in Lohn und Brot. Dennoch standen die beiden Fabrikanten 1841 wieder oder immer noch an der Spitze der reichsten Stadtbürger und gehörten zu den Gründern der einflussreichen Erfurter Handelskammer.
Die Jahre zogen ins Land. Bis 1908 wurde an diesem Ort in der Marktstraße weiter produziert. 1937 wurde die Stadt Eigentümer des Grundstücks. Bis zum Verkauf 1992 an das ZDF dümpelte der historische Gebäudekomplex so dahin, um 1997 in neuer Funktion als Medien- und Gasthaus seine Tore zu öffnen.